Der
Mehrklimazonenstall
mit zweiseitigem Auslauf und Dachbegrünung
Ein
ökologisches Tierhaltungskonzept orientiert sich
an den gleichberechtigten Anforderungen und
Bedürfnissen der Tiere, des betreuenden Menschen
und der Umwelt.
Der
Ökostall ist ein funktionierender
Mehrklimazonenstall für Legehennen, Lege- und
Mastelterntiere und Junghennenaufzucht ab dem
ersten Lebenstag, sowie für Mastgeflügel. Im
Mehrklimazonenstall können die Hühner ihr
angeborenes Verhaltensrepertoire und
Sozialverhalten weitgehend anwenden und
ausleben. Die unterschiedlichen Reize des
Aussenklimas, das Sonnenlicht mit der
UV-Strahlung, die Strukturierung durch Licht und
Schatten und die grosse Bewegungsfreiheit
bringen eine Verbesserung der allgemeinen
Konstitution und damit eine höhere Krankheits-
und Parasitenresistenz. In der ganzen
Entwicklung für eine artgemässe Tierhaltung darf
der Mensch als Tierbetreuer nicht vergessen
werden. Sie haben gleichberechtigte Ansprüche
auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen. In
einem hellen, übersichtlichen Stall mit guter,
staubarmer Luft wird auch der Betreuer lieber
seine Kontrollgänge und Arbeiten erledigen und
sogar freiwillig die eminent wichtigen
Zusatzkontrollen zwischendurch machen.
Ein
zweiseitige Aussenklimabereich und Grünauslauf
ermöglichen eine nachhaltige
Auslaufbewirtschaftung damit die Bodenbelastung
durch ausgeschiedene Nährstoffe und
Geflügelparasiten im Gleichgewicht gehalten
werden kann. Die Legehennen nutzen den
Grünauslauf mit natürlichen Strukturen und
Schutzmöglichkeiten als weiteren
Aktivitätsbereich. Büsche und Bäume
strukturieren die Auslauffläche und bieten den
Hühnern Schatten und Schutz vor Luftfeinden. Mit
Strohhütten, verbreiterten Wagen, Tarnnetzen und
anderen künstlichen Unterständen kann die
Attraktivität und Sicherheit des Auslaufes
erhöht werden. Das möglichst kurz geschnittene
Gras wird von den Hühnern als zusätzliche
Futterquelle und Rohfaserlieferant genutzt und
die Tiere nutzen die rasenartige Weide besser
und gehen auch weiter weg. Bei langem, zähem
Gras bevorzugen die Hennen die saftigen Wurzeln
und die Grasnarbe wird rascher zerstört.
Volieren-Systeme mit Kotbändern ermöglichen auf
leichte Art und Weise periodisches Entmisten und
vermindern damit unnötige Schadgasimmissionen
für Mensch und Tier. Ausgereifte Haltungssysteme
brauchen kein Kunstlicht in der Anlage damit die
Tiere Futter und Wasser finden; das Tageslicht
und die zusätzliche Deckenbeleuchtung an trüben
Tagen oder am frühen Morgen reichen für die
Hennen und die Stallkontrollen des Betreuers.
Die
Voliere ist die Ernährungs-, Ruhe- und
Schlafzone. Ein gutes Volierensystem weist
Futter- und Tränke-Ebenen, freie
Durchgangsflächen, sowie Ruhe und Schlaf-Etagen
mit genügend Sitzstangen auf. Im Stall mit der
baumartigen Volétage können die Hühner innerhalb
der Voliere die Etagen wechseln. Die nötige
Geborgenheit zur ungestörten Eiablage finden die
Hennen in den abgedunkelten Legenestern.
Die
grosse Scharrfläche und der integrierte
Wintergarten ist die Körperpflegezone. Durch die
über ein Meter hohen Schieberöffnungen auf der
Südseite des Stalles können die Sonnenstrahlen
der tiefstehenden Sonne im Winter bis in den
Stall hinein strahlen. Hier können die Tiere je
nach Bedarf Staub- und Sonnenbaden. Im Weiteren
wird die grosszügige Einstreufläche zur aktiven
Futtersuche gebraucht. Der programmierbare und
mobile Körnerstreuer verteilt die Körnergabe
über die ganze Einstreufläche bis weit in den
Stall hinein. In Ställen mit mehreren Abteilen
kann der „Körner-Boy“ sogar unterschiedliche
Körnermengen zuteilen. Die grosse Einstreufläche
ermöglicht, dass alle Tiere ihre abendliche
Körnerration ohne Stress aufpicken können. Durch
die Körnersuche am Boden werden die Tiere über
eine längere Zeit beschäftigt und zugleich wird
die Einstreu, auch in der kritischen Zone um die
Auslauföffnungen, gelockert.
Die
Grundlage für eine erfolgreiche
Legehennenhaltung im Mehrklimazonenstall ist die
artgemässe Aufzucht der Jungtiere in einem
ähnlichen Stallsystem mit Tageslicht und
Aussenklimakontakten, sowie Körnerfütterung.
Stallklimakonzept für die
ökologische Geflügelhaltung
Durch
den ganzheitlichen Systemansatz der
ökologischen Geflügelhaltung kann auch die
Stallklimatisierung nur im Gesamtkonzept
betrachtet werden. Die Gesamtheit der
Umweltbedingungen für den Betreuer und das Tier
bestimmen die Eckpunkte eines ökologischen
Stallkonzeptes. Eine gute Stallarchitektur, der
Aussenklimabereich oder die richtige
Fensteranordnung sind die wichtigsten
Bestandteile eines ökologischen
Lüftungskonzeptes. Der Scheddachbau ermöglicht
ein ökologisch sinnvolles Lüftungskonzept ohne
Ventilatoren. Neben der Schwerkraftlüftung spart
auch die Beleuchtung sehr viel Energie. An
normalen Tagen reicht das natürliche Licht zur
genügenden Beleuchtung des Stalles. Regelbare
Hochfrequenzröhren mit insgesamt nur 300 Watt
Leistung sparen rund 60% Strom verglichen mit
einer Beleuchtung mit herkömmlichen Glühbirnen.
Im hinreichend bekannten Offenfrontstall für
Legehennen der Familie Abt in der Schweiz wird
seit Jahren der Beweis für diese funktionierende
Bauweise erbracht.
Die
eigens für diesen ökologischen
Mehrklimazonenstall konzipierte
freiprogrammierbare Industriesteuerung regelt
und überwacht sämtliche Funktionen, wie
gestaffelte, fotozellengesteuerte Beleuchtung,
Fütterungszeiten und Futterzuführen,
Fensterlüftung, Schieberöffnen und vieles mehr,
sowie Alarmieren bei Störungen. Nach Eingabe der
Solltemperatur und der Hühnertageslänge werden
sämtliche Zeiten und Funktionen automatisch
angepasst. Diese Steuerung berücksichtigt zum
grossen Teil den natürlichen Tagesablauf der
Hennen. Deshalb orientiert sich die
astronomische Uhr täglich an der Abenddämmerung
und verlängert den vorgegebenen Hühnertag in die
Morgenstunden. Damit die Hühner auch im
Spätherbst und Winter Eier legen, sollte der
Lichttag der Hennen nicht verkürzt werden.
Legehennen haben eine relativ grosse
Anpassungsfähigkeit an die Umgebungstemperatur.
Tiefe Temperaturen in trockener Umgebung und
ohne Durchzug werden noch relativ gut ertragen.
Das Stallvolumen und die Isolation der
Stallhülle sind so auf einander abgestimmt, dass
auch während der kalten Jahreszeit in der Nacht
die Stalltemperatur im Ruhebereich, auch ohne
Heizung, nicht unter 5 Grad sinkt. Bei extremen
Kälteperioden oder während der Nacht kann der
Stallraum geschlossen werden. Im dadurch
verkleinerten Stallraum können die Tiere auch in
Frostnächten die nötige Umgebungswärme halten.
Das
Wärmespeicherungsvermögen von
Konstruktionsteilen und den verschiedenen
Dämmstoffen, sowie und das
Wasseraufnahmevermögen der natürlichen
Baumaterialien helfen ein ausgeglicheneres
Stallklima zu erreichen. Eine sehr gute
Wärmedämmung der Stalldecke mit entsprechender
Hinterlüftung ist unabdingbar, da die Decke das
grösste Verlustpotential aufweist. Die
Dämmmaterialien müssen nagerdicht (Mäuse und
Ratten) eingebaut werden, oder man wählt
lockere, kugelige Stoffe in denen die Tierchen
keine Gänge bauen können. Eine gute Isolation
wirkt sowohl gegen Kälte als auch gegen Hitze
und beeinflusst mit dem angestrebten Tierbesatz
massgeblich das Stallklimakonzept.
Dachbegrünung auf dem Bio-Legehennenstall Asphof
Die
Begrünung von Dächern hat sich in den letzten
Jahren als ökologisch und energietechnisch
wertvolle und einfache Massnahme etabliert,
negative Auswirkungen von Bebauungen zu
reduzieren. Mit der Begrünung des Stall-Daches
auf dem Asphof bei Rothenfluh nach Vorgaben der
Fachstelle Dachbegrünung der Hochschule
Wädenswil kann eine optimierte Klimatisierung
und Isolation des Innenraums erreicht werden.
Die Verdunstung des im Begrünungssubstrats
gespeicherten Regenwassers bewirkt eine aktive
Kühlung des hauptsächlichen Aufenthaltsbereichs
der Bio-Legehennen um mehrere ° C im Sommer. Im
Winter ist die Wärmedämmung erhöht, was eine
bessere Lüftung ermöglicht. Beide Wirkungen
dürften sich in einer verbesserten
Lebensqualität der Legehennen und somit auch
Eier-Produktion niederschlagen.
Um
bestehende Ressourcen nachhaltig zu nutzen und
um den ökologischen Ausgleich für die überbaute
Bodenfläche zu optimieren, wurde bei der Anlage
auf dem Asphof bewusst hofeigenes Material
eingesetzt. Zur Isolation und als leichte
Trägersubstanz wurde dabei gehäckseltes
Chinaschilf verwendet, welches mit einer ca. 5
cm Schicht an Oberboden der ehemaligen Obstwiese
überdeckt wurde. Diese Verfahren entspricht
traditionellen Bauweisen aus skandinavischen
Ländern. Mit der Begrünung in traditionellem
Verfahren kann der Stall einen Ersatzlebensraum
für teilweise gefährdete Pflanzen- und Tierarten
aus Mager- und Trockenrasen der Umgebung bieten
und ideal in das Landschaftsbild integriert
werden.
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